Landwirtschaftsministerin Kaniber spart überraschend Förderungen zum Humusaufbau ein – und bringt bäuerliche Betriebe in eine prekäre Lage. Ein Antrag der Landtags-Grünen dazu wird diesen Mittwoch im Ausschuss behandelt. Zudem fordern die Grünen ein Angebot für jene Landwirt*innen, die bereits investiert haben.
CSU streicht Landwirt*innen wichtige Fördergelder
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„Dass Ministerin Kaniber unseren Landwirtinnen und Landwirten die Förderung für den Humusaufbau streicht, ist ein gewaltiger Fehler. Die Söder-Regierung muss ihre Kürzungspläne sofort zurücknehmen, sonst drohen massive Folgen für unsere bäuerlichen Betriebe“, erklärt Mia Goller, Sprecherin für Landwirtschaft. „Als ersten Schritt muss sie jetzt allen betroffenen rund 150 bayerischen Bäuerinnen und Bauern auf der Stelle ein Angebot präsentieren – denn sie haben bereits investiert und ihre Felder schon angebaut. Hier muss schnellstens eine Lösung her!“
Die Grünen-Fraktion fordert den Erhalt der Fördermaßnahmen und hat dazu einen Antrag gestellt. Dieser wird übermorgen, am Mittwoch, 6. November, ab 9.15 Uhr, im Landwirtschaftsausschuss (Tagesordnung Landwirtschaftsausschuss) diskutiert. Die Grünen unter anderem, das sogenannte KULAP-Programm K 33* zur Förderung des Humusaufbaus in Bayern zu erhalten. Zudem fordern sie die Staatsregierung auf, die Förderung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen mit mehr Weitblick zu planen, damit bayerische Landwirtinnen und Landwirte wirklich Planungssicherheit haben.
Mia Goller: „Ministerin Kaniber muss in dieser Sache schleunigst den Rückwärtsgang einlegen. Den einzelnen Betrieben drohen hier massive Verluste – nur, weil die Söder-Regierung es sich spontan anders überlegt hat. Bei mir melden sich seit Tagen verzweifelte Landwirtinnen und Landwirte, die einfach nicht glauben können, was ihnen da gerade passiert. Sie haben die Felder bereits bestellt und können das natürlich nicht mehr rückgängig machen. Das kann pro Betrieb schon mal 10.000 Euro kosten.“
Die CSU habe sich bei der Planung des KULAPs offenbar verschätzt und nicht erwartet, wie stark sich die landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern für den Humusaufbau begeistern. „Das Programm, das extrem sinnvoll und wichtig ist, wird offensichtlich von viel mehr Landwirten abgerufen als die Söder-Regierung dachte – und soll wohl deshalb eingestellt werden. Ministerin Kaniber muss ihren Fehler einsehen und diese Streichung rückgängig machen!“, so Mia Goller.
Johannes Becher, Erster stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Landtags-Grünen, sagt: „Anstatt die Maßnahmen zu streichen, müsste die Söder-Regierung den Humus-Aufbau noch viel mehr fördern als bisher! Jedes Jahr gehen Tausende Tonnen fruchtbare Erde in Bayern verloren. Die Folgen sind dramatisch: Zum einen für die Landwirtschaft, weil zu wenig Humus im Lauf der Zeit zu immer schlechteren Ernten führen wird. Zum anderen für den Klimaschutz, weil Humus ein großer CO₂-Speicher ist. Und auch für den Hochwasserschutz unserer Bevölkerung, weil nur in gesunden Böden große Mengen Wasser versickern können und gespeichert werden – genau dort, wo der Regen fällt.“
Hintergrund zur KULAP-Maßnahme K33 und den Plänen der Staatsregierung:
*Das KULAP-Programm K 33* „Vielfältige Fruchtfolge zum Humuserhalt“ ist Teil des Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) der Staatsregierung und spielt somit eine wichtige Rolle für die Zukunft Bayerns.
Schon im Plenum des Bayerischen Landtages am Mittwoch, 16.10.2024, haben die landwirtschaftliche Sprecherin der Landtags-Grünen, Mia Goller, und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zum Thema diskutiert. Die Landtags-Debatte finden Sie im „Plenum-Online Video-Archiv“ des Bayerischen Landtags (unter Datum 16.10.2024, TOP 7, 1. Dringlichkeitsantrag). Für Mia Goller steht fest, dass das KULAP-Programm K 33 zur Förderung des Humusaufbaus erhalten bleiben muss, Ministerin Michaela Kaniber hat bekanntgegeben, dass eine Streichung geplant ist.
Seit der KULAP-Antragstellung 2023 können bzw. konnten Landwirtinnen und Landwirte in Bayern die Maßnahme K33 „Vielfältige Fruchtfolge zum Humuserhalt“ beantragen. Die Maßnahme baut auf die Öko-Regelung 2 der EU-Agrarförderung auf, die mit dem Anbau vielfältiger Kulturen das Ziel verfolgt, die Agro-Biodiversität auf den Äckern zu steigern.
K33 hilft, den Humus im Boden zu verbessern. Die Betriebe verpflichten sich, maximal 20 % ihrer Flächen mit stark zehrenden Pflanzen wie Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais zu bestellen und mindestens 40 % mit Pflanzen wie Kleegras. K33 fördert durch den Anbau von Kleegras und eine vielfältige Fruchtfolge den Humusaufbau und erhöht so Kohlenstoffspeicherung und Bodenfruchtbarkeit. Diese Maßnahme bietet nicht nur eine effektive Lösung zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, sondern auch einen langfristigen gesellschaftlichen Nutzen.
Hintergrund zum Thema Humus:
Der Schwund von Humus auf Bayerns Feldern ist eines der großen Probleme, die unser Freistaat hat. Jedes Jahr gehen Tausende Tonnen fruchtbare Erde verloren. Dabei hat Humus zum einen eine enorme Bedeutung für die Fruchtbarkeit der Böden. Zum anderen ist er extrem wichtig für den Hochwasserschutz sowie für den Klimaschutz. Laut Experten der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) braucht es jetzt verstärkte und anspruchsvolle Maßnahmen zum Humusaufbau, um überhaupt nur die Verluste ausgleichen zu können und den Humus zu erhalten (von Humusaufbau ist hier noch gar nicht die Rede).
Warum hat Humus eine so große Bedeutung für die Landwirtschaft?
Eine ausreichende Humusschicht ist entscheidend für unsere Landwirtschaft, da Humus die Bodenstruktur und damit den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens verbessert, er speichert Nährstoffe und fördert so das Pflanzenwachstum. Er trägt zur Fruchtbarkeit bei, indem er organische Stoffe und Nährstoffe liefert. Zudem hilft Humus, den Boden vor Erosion zu schützen.
Warum verliert Bayern jedes Jahr Humus und wodurch?
Zu den Hauptursachen zählen unter anderem eine zu intensive Landwirtschaft mit zu engen Fruchtfolgen – wenn beispielsweise immer nur Mais oder Weizen angebaut werden –, ein zu intensiver Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, wodurch wichtige Bodenfunktionen, Bodenstruktur und Bodenlebewesen gestört werden, sowie Bodenerosion durch den Klimawandel (so führen beispielsweise Starkregen und Trockenheit, die durch den Klimawandel zunehmen, vor allem auf unbegrünten Ackerflächen zu verstärkter Bodenerosion durch Regen und Wind, dadurch wird Humus abgetragen und geht unwiederbringlich verloren). Auch die höheren Temperaturen, die der Klimawandel mit sich bringt, verstärken den Humusabbau.
Inwiefern trägt Humus zum Hochwasser- und Klimaschutz bei?
Humus bindet viel CO₂, was nötig für den Klimaschutz ist. Und Humus spielt beim Hochwasserschutz eine entscheidende Rolle: Überall, wo eine entsprechend saugfähige Humusschicht vorhanden ist, kann der Boden große Wassermengen bei Starkregen aufnehmen. Wenn das Wasser dort versickern und gespeichert werden kann, wo es runterkommt, fließt es nicht sofort ab in Bäche und Flüsse. Dadurch ist die Gefahr, dass in der Folge extreme Hochwasser entstehen beziehungsweise nahegelegene Flächen oder Häuser überschwemmt werden, erheblich reduziert.